Von Absagen über Homeoffice bis zu den unerwarteten Freuden – auch unser Arbeitsalltag hat sich, wie für die meisten dieses Jahr, umfassend geändert. Einige Einblicke, wie die Geschäftsstelle das Jahr 2020 erlebte, möchten wir hier mit Ihnen teilen.

Anja Bergmann

Worüber hast du dich dieses Jahr am meisten gefreut?

Über das Miteinander und den Support in der Branche! Im ersten Lockdown hat uns besonders begeistert, wie viele Anrufe dazu kamen, was nun die einzelnen Buchhandlungen auf die Beine stellen. Viele wollten diese Ideen mit uns teilen, um sie allen Mitgliedern über uns zur Verfügung zu stellen. Da haben wir schnell gemerkt, dass wir ein Treffen, einen Austausch anbieten müssen – was wir dann auch mit den Online-Regionaltreffen getan haben.

Anja Bergmann, Regionaldirektorin

Welches Online-Event hat dir am besten gefallen?

Online-Event? Fast alles hat ja nur noch online stattgefunden, was war da Event, was war Sitzung.

Zur Frankfurter Buchmesse  habe ich so viele Fachvorträge gehört, wie noch nie, da man nicht von Termin zu Termin hetzen musste. Zuletzt haben wir mit der Plattform Wonder versucht, den Get-together/Party-Charakter abzubilden, das fand ich erfrischend.

Ist Mitgliedernähe ohne persönliche Kontakte überhaupt möglich?

Ja, besonders jetzt haben wir gemerkt, wie wichtig persönliche Gespräche sind. Wir haben stets tagesaktuell über die neuen Verordnungen, Einschränkungen, Lockerungen, Vorschriften, Fördermaßnahmen informiert. Auf diese Mails hin kamen oft Anrufe, manchmal mit Nachfragen, oft aber auch einfach mit persönlichen Worten.

Wir planen sonst strukturiert, wer wann wen besucht, wer zu welchem Regionaltreffen in welcher Region fährt und wen wir dort vor Ort besuchen können. Das fiel nun weg – also haben wir versucht, das telefonisch abzudecken. Das klappt, rein technisch, würde ich mal sagen. Aber mir fehlt schon die persönliche Begegnung, das persönliche Gespräch bei einem Regionaltreffen, oder die Verlage und Buchhandlungen „live und in Farbe“ selbst zu sehen.

Büro oder Homeoffice?

Ich persönlich? Halb, halb, würde ich sagen. Manche Dinge müssen vor Ort erledigt werden, Unterschriften, Post durchsehen, usw. Im März/April war ich einmal die Woche im Büro, im Sommer dann wieder regulär drei Mal. Jetzt versuche ich wieder, es runter zufahren und bin eher nur zwei Mal dort.

Zu meinem Team: Ich bin sehr dankbar, dass die Kollegin, die in Düsseldorf lebt, die ganze Zeit über in der Kaiserstraße die Stellung gehalten hat. Oft auch allein, um vor allem die zentrale Telefonnummer besetzt zu halten. Das hat uns anderen, uns Pendler*innen, die Freiheit gegeben, je nach Situation zu entscheiden, ob wir vor Ort sein müssen. Die Kolleg*innen daheim waren dann auch stets für die Mitglieder erreichbar und haben ihre Zuständigkeiten und Projekte auf dem heimischen Esstisch abgeladen. Dafür auch mein größter Dank!

Unter allen Absagen dieses Jahr, welche frustrierte am meisten?

Am schwierigsten fand ich das Hin und Her. Macht man es jetzt, macht man es nicht, physisch oder digital, plant man Variante digital nun gleich mit – das wird uns 2021 noch lang begleiten, schätze ich.

Wir hatten Anfang März noch ein Regionaltreffen in Bielefeld, da war ich schon erleichtert, dass nach 14 Tagen keine Meldungen über Ansteckungen aus diesem Kreis kamen. Da waren wir alle noch überhaupt nicht geübt in Sachen Abstand und Mundschutz war überhaupt kein Thema.

Am meisten geschmerzt hat natürlich die Absage der Frankfurter Buchmesse. Nach und nach ist die Anzahl meiner Nächte im Hotel geschrumpft, bis irgendwann klar war, es werden überhaupt keine Termine für mich stattfinden. Und die kleinen Absagen der persönlichen Treffen und Gespräche, die das Verbandsjahr sonst so ausmachen.

Astrid Bourquardez

Astrid Bouquardez, Referentin Organisation und Sortimentsbetreuung

Ist Mitgliedernähe ohne persönliche Kontakte überhaupt möglich?

Unsere Mitgliederbesuche und Regionaltreffen und andere Veranstaltungsformate konnten nicht mehr stattfinden. Die persönlichen Kontakte liefen zunächst über Telefon und  E-Mail. Dann haben wir neue Wege getestet, Plattformen wie Zoom und Wonder. Alles Neuland für mich! Sicher konnte der Mitgliederkontakt nicht ganz so intensiv laufen wie in den Vorjahren. Aber ich hoffe sehr, dass wir das Beste aus der Situation gemacht haben.

 

Wenn Corona vorbei ist, was machst du als erstes?

Als erstes? Das kann ich gar nicht sagen. Sobald es möglich ist, möchte ich ein paar Tage am Meer verbringen; mit lieben Menschen, meiner Familie oder meinen Freund*innen. Lange Spaziergänge am Strand, Wind und Wellenrauschen, das fehlt mir so sehr! Und natürlich endlich mal wieder ins Düsseldorfer Schauspielhaus, das nun endlich komplett saniert ist. Und in Ausstellungen … ich glaube, da kommt Freizeitstress auf mich zu!

Büro oder Homeoffice?

Ganz klar ist Homeoffice eine gute Maßnahme zur Kontaktreduzierung. Gerade auch, wenn man einen weiten Weg zum Arbeitsplatz hat, der mit dem ÖPNV zurückgelegt wird. Ich kann die Kolleg*innen verstehen, die lieber von zu Hause arbeiten wollen. Allerdings, für mich persönlich ist das keine gute Option. Ich komme besser mit einer klaren Trennung zwischen Arbeitsplatz und Wohnung klar. Und da ich den „Luxus“ eines kurzen Arbeitsweges habe, den ich mit dem Rad zurücklegen kann, somit eine Ansteckungsfahr nicht gegeben ist, arbeite ich lieber im Büro. Hier habe ich meinen gut eingerichteten Arbeitsplatz und habe alles, was ich für die tägliche Arbeit benötige.

Was oder wer hat dich am meisten beeindruckt?

Am meisten hat mich eindeutig das große Engagement begeistert, das die Buchhändler-Kolleg*innen während des Lockdowns im Frühjahr gezeigt haben. (Und das über die ganze Zeit weiter gelebt wird.) Die Läden mussten schließen! Kurze Schrecksekunde; innehalten, nachdenken, was unter diesen Bedingungen möglich ist, Ärmel hochkrempeln, dann direkt umschalten in die Umsetzungsphase: Lieferservice mit dem Lastenrad, Beratung über Telefon oder E-Mail, Abholstellen einrichten, Herausreichen über Seitenfenster – alles unter Wahrung der Hygienevorgaben – Buchvorstellung über soziale Medien und Zoom. Einfach toll! Und alle Monate die neuen Erlasse beachten und umsetzen.

Mein ganzes Berufsleben war mir bewusst, dass ich in einer besonderen Branche arbeite, mit so vielen begeisterungsfähigen und engagierten Menschen. Dieses Jahr hat mir das noch einmal ganz klar vor Augen geführt. Danke, liebe Branchenkolleg*innen!

Alexander Kleine

Was oder wer hat dich am meisten beeindruckt?

Am tiefsten hat mich beeindruckt, wie schnell und innovativ besonders die Buchhandlungen während und nach dem ersten Lockdown den Handel unter widrigsten Bedingungen aufgestellt und aufrecht erhalten haben. Und damit letztlich auch Amazon getrotzt und in vielen Service-Bereichen weit übertroffen haben. Da haben wir sehr findige Modelle gesehen, von denen einige sicher bleiben und dem Buchhandel auch langfristig nutzen und hohes Prestige einbringen werden.

 

 

Alexander Kleine, Referent Mitgliederbetreuung, Existenzgründung

Worüber hast du dich dieses Jahr am meisten gefreut?

Offen gestanden – nicht ganz uneigennützig – über die hervorragende Performance des gesamten Buchmarktes in der Krise. Ich finde hier haben alle Sparten und Beteiligte einen sehr guten Job gemacht. Dafür einen sehr herzlichen Dank an die Mitglieder.  

Welches Online-Event hat dir am besten gefallen?

Die Buchmesse-Eröffnung vor allem mit der Verleihung der Plakette „Förderin des Buches“ an Monika Grütters fand ich gelungen und streckenweise auch sehr bewegend.

Ist Mitgliedernähe ohne persönliche Kontakte überhaupt möglich?

Ich denke, dass es durch die – u.a. ja auch neuen – Möglichkeiten der Online-Begegnung und die rege Nutzung der übrigen Kommunikationskanäle durchaus möglich war und ist, nah an den Mitgliedern zu sein. Ich kann mich jedenfalls an sehr intensive, anregende und in aller Regel auch sehr positive Telefongespräche erinnern.

Unter allen Absagen dieses Jahr, welche frustrierte am meisten?

Eindeutig die Absage der Buchmessen.

Deine Buchtipps für den Lockdown-Winter?

Tatsächlich habe ich nun auch mal das „Lieblingsbuch der Unabhängigen“ Buchhandlungen 2019 gelesen und fand es hervorragend: „Delia Owens – Der Gesang der Flusskrebse“. Außerdem fand ich Sebastian Fitzeks Corona-Projekt „Identität 1142“ – eine Sammlung von Thriller-Kurzgeschichten – sehr lesenswert.

Anke Naefe

Wenn Corona vorbei ist, was machst du als erstes?

Darüber habe ich mir öfter Gedanken gemacht. Im Frühjahr dachte ich, im Sommer feiern wir alle zusammen draußen, im Sommer dachte ich, wir sehen uns irgendwie auf der Buchmesse, im Herbst dachte ich, Weihnachten oder spätestens Karneval werden wir uns alle wieder sehen. Jetzt ist Winter und jetzt fange ich einfach wieder von vorne an.

 

 

Anke Naefe, Referentin Presse, Bildung und Projekte

Welches Online-Event hat dir am besten gefallen?

Das war bestimmt unser Buchmesse-Get-together. Es kam fast Happy-Hour-Atmosphäre auf und die üblichen Verdächtigen wurden gesehen. Man lernte neue Buchmenschen kennen und vergaß für einen Moment, dass man alleine vor seinem Laptop saß. Wer hätte das zu Jahresbeginn für möglich gehalten?

Büro oder Homeoffice?

Eindeutig beides. Die Vorteile des Homeoffice habe ich zu schätzen gelernt. Gerade der Zeitgewinn durch die fehlende Pendelei von Köln nach Düsseldorf war in den Sommermonaten ein Luxus. Aber ich möchte nie auf den Büroalltag und die Gespräche zwischen Tür und Angel mit den Kolleg*innen verzichten. Viele Ideen und Lösungen entstehen doch spontan im persönlichen Austausch.

Worüber hast du dich dieses Jahr am meisten gefreut?

Über die zahlreichen Presseartikel, in denen die große Bewunderung für den Buchhandel zum Ausdruck kam. In Gesprächen mit Journalist*innen merkte ich jedes Mal die Anerkennung und das Erstaunen über die vielen Serviceleistungen der Buchhändler*innen. Und dass ein Online-Shop nicht erst seit Corona und überhaupt zur Verfügung steht, muss ich nächstes Jahr vermutlich nicht mehr erklären.